Ohne Prägungen und Muster – Wer bin ich als freier Mensch?

Ohne Prägungen und Muster – Wer bin ich als freier Mensch?

Im Rahmen einer Blogparade sprang mich die Frage „Wer bist Du ohne Deine Dinge?“ von Uli Pauer an. In diesem Artikel beleuchte ich die Frage „Ohne Prägungen und Muster – Wer bin ich als freier Mensch?“ in Bezug auf Persönlichkeitsentwicklung im Coaching Kontext.

Was uns beeinflusst – Prägungen und Muster

Wir werden geboren und würden allein nicht überleben. Wir brauchen jemanden, der für uns sorgt, der uns nährt und uns verpflegt – physisch und psychisch. Klar, dass uns das prägt, denn erstens ist es das Einzige, was wir kennen und zweitens begreifen wir instinktiv, dass wir abhängig sind. Es gibt in dem ersten Jahrzehnt unseres Lebens nicht die Möglichkeit in unserem Kopf, sich einen Koffer zu schnappen und zu sagen: „Ich ziehe aus. Es gefällt mir hier nicht.“

Von klein auf an nehmen wir auf, wie unsere Bezugspersonen mit uns und anderen Menschen umgehen. Liebevoll oder abwertend, geduldig oder ungeduldig, aggressiv oder passiv, nahbar oder distanziert. Das Interessante ist: Da wir keinen Vergleich haben, ist dieser Umgang für uns „normal“. Und so, wie wir uns „abgucken“ zu laufen und zu sprechen, übernehmen wir unbewusst Verhaltensweisen und später auch Denkstrukturen der prägenden Bezugspersonen. Es ist wie ein Backförmchen, in das wir eingesetzt werden. Eine gute Freundin erzählte mir vor ein paar Wochen, dass sie zu einem Kindergarten-Gespräch eingeladen wurde (gab es zu meiner Zeit nicht). Dort erzählte der Erzieher, dass Georg (nicht sein richtiger Name), 4 Jahre alt, ja sehr gerne, sehr viel von zu Hause erzähle und dass er seinen Spielkameraden beim Spielen häufiger sagt: „Oh, Feierabend. Jetzt erst einmal eine Flasche Wein öffnen!“ Wir haben uns kringelig gelacht und waren erstaunt, wie stark der Einfluss tatsächlich ist. Alles beeinflusst einander und die Auswirkungen sind nicht überschaubar.

Was ist, wenn wir so bleiben?

Oops! Wir werden wie unsere Eltern. Beziehungsmuster, Lebensweisen, Sozialstrukturen, Essverhalten, genauso wie verdeckte Aufträge, die übergeben wurden – von den Eltern, Großeltern oder noch weiter zurückliegenden Generationen. Der Reisekoffer für das Leben ist voll gepackt mit alten Erbstücken. Meistens leben wir diese, ohne es überhaupt zu wissen. Ohne sie hinterfragen zu können, weil sie uns nicht bewusst sind. Natürlich kann das Leben für jemanden auch so fein sein. Jeder darf es für sich entscheiden.

Aus meiner Erfahrung heraus lohnt es sich, den Koffer des Lebens zu inspizieren. Zu schauen, was stützt Dich, was gibt Dir Sicherheit. Was sind Verhaltensweisen, Überzeugungen, die Dir gefallen und die Du weiterhin gern mit im Gepäck hast. Und was engt auch ein, bist gar nicht „Du“ und darf liebevoll aussortiert werden.

Wer bist Du wirklich – frei von Mustern und Prägungen?

Wir sind eine Mischung. Jeder aus seinem Individuum mit seinen ganz persönlichen, einzigartigen Stärken, Wünschen, Ängsten, Sorgen und Sehnsüchten. Und übernommenen Wertvorstellungen, Lebensweisen, Glaubenssätzen und familiären Verstrickungen. Es ist total herausfordernd zu entscheiden, was übernommen ist und was tatsächlich „Du“ bist. Ich beispielsweise wollte nie Kinder haben. Jetzt kann ich mich fragen: Wollte „Ich“ keine Kinder? Oder habe ich mich gegen Kinder entschieden, weil ich selbst ein Scheidungskind war? Oder war es ein Ergebnis aus den familiären Verstrickungen zwischen meiner Mutter und meiner Großmutter? Hat ein einschneidendes Erlebnis meiner Großmutter dazu geführt, dass ich eine innere Blockade errichtet habe? Viele Möglichkeiten. Heute weiß ich, aus welchem Grund ich mich so entschieden habe. Ich kann es zwar nicht mehr ändern, jedoch kenne ich mich dadurch noch besser und kann meine Verhaltensweise bewusst nachvollziehen. Das fühlt sich frei an!

Ich kann gar nicht genau sagen, was dazu geführt hat, mir diese Fragen zu stellen. Ich weiß jedoch, dass es mir sehr geholfen hat, mir diese Fragen zu stellen um differenzieren zu können, welcher Einfluss besonders groß war, eine Idee davon zu bekommen, welche Anteile mir eigen sind und welche mir nicht gut tun, sich nicht gut anfühlen, weil es übernommene Anteile sind.

Wenn uns eine Verhaltensweise immer wieder „auf die Füße“ fällt, können wir diese allein oder mit einer anderen Person beleuchten. Betrachten, woher es kommt, wozu es dient(e) und dann entscheiden, ob wir sie behalten wollen. Wenn wir unser Handeln ändern wollen, ist die Voraussetzung, ein Bewusstsein für diesen Moment zu schaffen. Das bedeutet erst einmal: Raus aus der Komfortzone. Es braucht Übung und Wiederholung. Immer wieder. So entsteht Reife und bewusste Veränderung. Worte in diesem Zusammenhang sind für mich: Selbstbestimmung und Befreiung.

Wer wärst Du als freier Mensch?

Die Vorstellung klingt verführerisch. Du entwickelst Dein individuelles Rezept von Deinem Leben.Ein Lebens-Rezept, das Dir schmeckt und welches Du bist und zu Dir gehört.

Dieses zeigt die Individualtiät eines Menschen in Form eines Kuchens.

Jeder Mensch ist einzigartig. Wäre ich ein Kuchen, sähe ich so aus;-).

Ein Rezept, welches in die Kuchenform (D)eines Lebens passt, könnte zum Beispiel so aussehen:

  • 80 g Intuition
  • 125 g weiches Vertrauen
  • 100 g Wissen
  • 1 x Mut
  • 180 g Kreativität
  • 3 EL Planung
  • eine Prise Ungewöhnliches

Das Ganze ordentlich durchmischen und in das vorgewärmte Entwicklungsgerät Leben stecken. Auf 180 Grad Ober- und Unterhitze für 45 min backen. Danach rausholen, abkühlen lassen und genießen. Super!

Vom Backförmchen zur eigenen Torte in 45 min?

Nicht ganz. Es ist keine Fee in der Nähe, die „Simsalabim“ eine Torte aus Dir und Deinem Leben macht. Nur Du kannst es für Dich! Es ist ein Entdecken. Ein Inspizieren, Verstehen – sowohl intellektuell als auch in der Zellstruktur. Ein Annehmen. Ein liebevoll sein, ein mutig sein. Wertschätzen. Aussortieren. Und es braucht Zeit, die eigene, richtige Form zu kreieren. Wir können Muster und Prägungen nicht negieren, jedoch einen bewussten Umgang etablieren, sich selbst wertschätzen und Freude daran haben, sich selbst immer wieder neu zu entdecken. Und dadurch ein freierer Mensch zu sein.

Über meinen eigenen Weg bin ich dazu gekommen, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, sich zu erkennen und zu zeigen. Unter „Wer ich bin“ erfährst Du mehr darüber.

1 Kommentar

  1. Klopfer 1 Jahr vor

    Wie toll und großartig formuliert!?
    ???
    Ich bin total verliebt in Dich ??

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